predigstül: Die spätgotischen Kanzeln im württembergischen Neckargebiet bis zur Einführung der Reformation

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Das mittelhochdeutsche Wort „Kanzel" ist vom lateinischen „cancelli" abgeleitet und erinnert so an den früheren Predigtort innerhalb oder am Rand der Chorschranken. Im 13. Jahrhundert ist „Kanzel" als Bezeichnung für den balkonartigen Vorbau des Lettners belegt. Dieser Lettnerambo diente zum Vortragen der liturgischen Lesungen und der Predigt. Später ging der Name auf die selbständige Predigtstätte im Kirchenschiff über, die seit dem 14. Jahrhundert in Deutschland anzutreffen ist. Anstelle von „Kanzel" findet man in spätmittelalterlichen Texten häufiger die Bezeichnung „Predigtstuhl". Das Wort „Stuhl" verweist in seiner alten Bedeutung von Gestell, Gerüst, Podest auf die mobile Predigtkanzel aus Holz, die der fest eingebauten Kanzel voranging. Dieses meist anspruchslos zusammengezimmerte Podest verdankt seine Entstehung dem außerordentlichen Erfolg der vor allem im 13. und 14. Jahrhundert wirkenden Bettelordensprediger, die mit päpstlicher Erlaubnis auch unter freiem Himmel predigen durften und das Wort überall da erhoben, wo sich eine Gelegenheit bot. Für ihre Zwecke waren die transportablen Predigtstühle bestens geeignet. Überdies läßt „Predigtstuhl" auch an den Bischofsstuhl denken, von dem aus gepredigt wurde und der die Lehr- und Predigtautorität des Bischofs symbolisierte.
Dieser Band wurde von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe digitalisiert.