Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich: Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler zwischen Fürstendienst und Familienpolitik

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Geizkofler, Zacharias Baden-Württemberg Gegenreformation BiografieÜber dieses Buch
Der aus Tirol stammende Zacharias Geizkofler (1560–1617) war als Reichspfennigmeister während des von 1593–1606 dauernden „Langen Türkenkriegs“ eine Art Reichsfinanzminister. Er nahm die von den Reichsständen aufzubringenden Türkensteuern ein und verwaltete sie. Da sie nur schleppend eingingen und gleichzeitig die Kriegsausgaben steil anstiegen, musste er große Summen auf den Kapitalmärkten auf Kredit vorfinanzieren. Dank seiner verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Kontakte in die Hochfinanz gelang ihm dies mit großem Erfolg. Zugleich war er seit 1597 oberster Proviantmeister in Ungarn. Auch nach dem Türkenkrieg diente er den Kaisern Rudolf II. und Matthias als Finanzberater und Kreditmakler.
Der aus einer Familie sozialer Aufsteiger stammende Geizkofler war gemäß den Gepflogenheiten der Zeit zudem auf die generationenübergreifende Absicherung familiärer Interessen bedacht. Wie sich soziale Mobilität und Statussicherung im Spannungsfeld von Fürstendienst und Familienpolitik vollzogen und aus welchen Quellen sozialer, ökonomischer, kultureller und symbolischer Kapitalien sie sich speisten, erforscht diese an der Soziologie von Pierre Bourdieu orientierte Netzwerkanalyse. Sie verbindet dabei Mikro-, Meso- und Makroebene: individuelles Handeln, kulturellen Habitus und politisches System. Als biographische Fallstudie stellt sie einen Beitrag zur politischen Kultur im Heiligen Römischen Reich um 1600 dar.