Frauen im öffentlichen Dienst des Großherzogtums Baden: Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg

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Baden-Württemberg Frau Öffentlicher Dienst Frauenarbeit Arbeitsbedingungen BadenÜber dieses Buch
Der öffentliche Dienst ist heute einer der von Frauen besonders bevorzugten Arbeitsbereiche. Im starken Kontrast dazu steht die historische Entwicklung im 19. Jahrhundert. Denn die Durchsetzung bürokratischer Prinzipien der Behördenorganisation sowie das Aufkommen fester Ausbildungs-, Prüfungs- und Laufbahnvorschriften im Berufsbeamtentum vollzogen sich zunächst unter vollkommenem Ausschluß von Frauen. ,,,Frauen im Staats- und Gemeindedienst!' - wie ungewohnt klingt das noch dem deutschen Ohr!", schrieb Gustav Dahms 1895 in einer Broschüre, die den aktuellen Stand der staatlichen Frauenbeschäftigung erstmals rekapitulierte und mit Forderungen für die Zukunft verband. Erst als sich mit fortschreitender Industrialisierung der Schwerpunkt des öffentlichen Dienstes von der Hoheits- zur Leistungsverwaltung verlagerte und sich damit insgesamt die staatlichen Personalverhältnisse veränderten, kam es zu einer Öffnung des öffentlichen Dienstes für Frauen. Der heutige hohe Anteil von Frauen in diesem Bereich steht nicht nur in Zusammenhang mit der Möglichkeit der besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit, sondern auch mit der Funktionalität eines spezifisch weiblichen Arbeitsplatzsegments in der Verwaltung. Denn die Art und Weise, wie Frauen zum Staatsdienst zugelassen wurden, hat sich als Struktur bis heute erhalten. Frauen sind nach wie vor von der hoheitlichen Verwaltung, also dort, wo tatsächlich Macht ausgeübt wird, weitgehend ausgeschlossen, während sie in den Bereichen der Leistungsverwaltung auf mittlerer Ebene sogar überrepräsentiert sind.
Dieser Band wurde von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe digitalisiert.