Aller Welt Feind: Fehdenetzwerke um Hans von Rechberg († 1464) im Kontext der südwestdeutschen Territorienbildung
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Hans, von Rechberg Südwestdeutschland TerritorialisierungÜber dieses Buch
Straßenraub und Entführung, Plünderung und Brandschatzung, Lösegeld- und Schutzgelderpressung waren im deutschen Südwesten des 15. Jahrhunderts alltägliche Symptome der ausufernden Fehdeführung. Viele dieser Ereignisse wurden maßgeblich von einem berüchtigten schwäbischen Adligen gesteuert: Hans von Rechberg (ca. 1410 – 1464). In der Grauzone zwischen besoldetem Kriegsdienst, eigenständiger Fehdeführung und organisierter Kriminalität beteiligte er sich zu Lebzeiten fast ununterbrochen an gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei wurde er zur wichtigsten Führungsfigur eines weitverzweigten Netzwerks fehdeführender Adliger, die sich gegenseitig bei ihren kriegerischen Unternehmungen unterstützten. Viele von ihnen stammten aus ehemals mächtigen Familien – Grafen, Herren und Ritter aus Schwaben und Franken, dem Elsass, der heutigen Schweiz und Vorarlberg – deren größte Gemeinsamkeit im drohenden Verlust ihrer Rolle als Herrschaftsträger bestand. Ihre Angriffe richteten sich daher vor allem gegen die schwäbischen Reichsstädte und die Eidgenossenschaft, denen sie die Absicht einer Vertreibung des Adels vorwarfen. Für Rechberg und viele seiner Verbündeten war es jedoch letztlich das Verhältnis zu den fürstlichen Regionalmächten Österreich und Württemberg, an dem sich ihre politischen Schicksale entschieden.